Sambizanga von Sarah Maldoror | 15.06.22

Spielfilm von Sarah Maldoror, DR Kongo/Zaire 1972, 103 Min., OmU
mit einer Einführung von Ana Graça Wittkowski (BrasilNilê e.V.) und Betânia Ramos Schröder

Beitragsbild
Standbild aus SAMBIZANGA von Sarah Maldoror

In diesem Klassiker der (afrikanischen) Filmgeschichte erzählt Sarah Maldoror in freier Adaption einer Erzählung des angolanischen Schriftstellers Luandino Vieira die Geschichte der jungen Angolanerin Maria, die sich den Repressionen der portugiesischen Kolonialmacht ausgesetzt sieht, nachdem ihr Mann Domingos Xavier wegen seiner Aktivitäten in der Widerstandsbewegung verhaftet wurde. Der Film konzentriert sich vor allem auf Marias Alltag während des Kampfes und das allmähliche Erwachen ihres politischen Bewusstseins.


Sarah Maldoror sagte 1973 in einem Interview über Sambizanga: »Es ist ein Film, der die Anfänge der Widerstandsbewegung in Angola um 1960 zum Inhalt hat und sich an einer wahren Geschichte orientiert.« Der Titel Sambizanga bezeichnet einen Vorort der angolanischen Hauptstadt Luanda, von dem aus am 4. Februar 1961 angolanische Kämpfer aufbrachen, um das Militärgefängnis der portugiesischen Kolonialmacht anzugreifen.

Sambizanga gilt als erster langer afrikanischer Spielfilm einer Frau.

Sarah Maldoror (1929–2020) zählte zu den ersten und einflussreichsten Filmemacher*innen des afrikanischen Kontinents und der Diaspora, sie war die erste Frau, die in Afrika bei einem Langspielfilm Regie führte – sie ist jedoch dem hiesigen Publikum weitestgehend unbekannt geblieben. Mit ihren ersten beiden Filmen MONANGAMBEE (1969) und SAMBIZANGA (1972) setzte sie neue ästhetische Standards. Sie verknüpfte ihr Kino mit dem Handeln politischer Bewegungen; »Unnachgiebig für eine afrikanische Revolution eintretend, kritisiert sie leere Diskurse vom „revolutionären Kino“ und bezeichnet ihre Werke als cinéma utilitaire, ein Kino, das der restlosen Überwindung oppressiver (Denk-)Bilder, Handlungen und Strukturen nützlich sein soll.« (Filmmuseum Wien).
1929 im südwestfranzösischen Gers als Tochter eines Vaters aus Guadeloupe und einer französischen Mutter geborene, wächst Maldoror in Frankreich auf, wird Mitbegründerin der Theatergruppe Les Griots in Paris, wo sie unter anderem mit Jean Genet, Med Hondo, Toto Bissainthe u.a. zusammenarbeitet. Durch ihre Involvierung in die Befreiungsfronten von Angola und Guinea-Bissau entschließt sie sich zum Filmemachen, 1961 begann sie dank eines Stipendiums in Moskau ein Filmstudium. Nach dem Abschluss zog sie 1964 weiter in das zwei Jahre zuvor unabhängig gewordene Algerien. Algerien war Anfang der 1960er Jahre ein Zentrum des Panafrikanismus. 1965 ist sie Regieassistentin bei Gillo Pontecorvos Fiktionalisierung einer zentralen Episode des algerischen Unabhängigkeitskriegs in dessen Film DIE SCHLACHT VON ALGIER. Wieder in Frankreich setzt sie ihre Filmarbeit fort: rund 40 Produktionen und zahlreichen unvollendeten Projekten. Sarah Maldoror starb im April 2020.

In Kooperation mit Kinothek Asta Nielsen e.V., Filmkollektiv Frankfurt e.V. und BrasilNilê e.V.



Interview mit Annouchka De Andrade und Henda Ducados über ihre Mutter Sarah Maldoror am 26.02.22 im Palais de Tokyo (Paris):