Struktureller Film: Kurt Kren – Filmpionier

Einführung – Kurt Kren

Kurt Kren
Kurt Kren; Quelle: https://kurtkren.info

Einer der Pioniere des strukturellen Films war der österreichische Filmemacher Kurt Kren. Kren (1929 – 1998) gehörte zusammen mit Peter Kubelka, Hans Scheugel, Ernst Schmidt jr., Peter Weibel und anderen zur Wiener Gruppe und arbeitete mit Günter Brus und Otto Muehl zusammen. Insbesondere mit den Wiener Aktionisten wandte er sich in den sechziger Jahren von der etablierten Kunst ab und dem Underground, den er auch um den Preis der Armut persönlich lebte, zu. Die hochkomplexen, von der Aufnahme bis zum Endschnitt planerisch durchstrukturierten, Filme befassten sich formal mit Fragen der Bildwahrnehmung und inhaltlich mit Fragen der Wahrnehmung des menschlichen Körpers und des Sozialen. Noch vor der Prägung des Begriffs Struktureller Film experimentierte Kren mit Techniken, die elementare Eigenschaften des Mediums zur Grundstruktur seiner Filme machte. So erklärte Kren den einzelnen Bildkader (und nicht die Einstellung) als kleinste Montageeinheit.

Mit seiner Technik des Kurzschnitts (Ernst Schmidt jr.) montierte Kren Filme aus Einzelbildern. Oft waren es Serien ähnlicher Motive, die er zusätzlich bei der Aufnahme mit Hilfe von Masken und Doppelbelichtungen bearbeitete, um sie jeglicher vorfilmischen Kontinuität und deren banale Ordnung zu entreißen.

Die von ihm entwickelten Strategien, die wir auch bei Michael Snow angelegt finden, der temporal vorgeht, wie auch bei Hollis Frampton, der linguistisch vorgeht, erfahren in der Maskentechnik, die Zeitschleifen und Raumlöcher, Zeitreisen und Raumknoten ermöglicht, ihren Höhepunkt. (…) Die selbstreferentielle Schleife zwischen Bild und Abbild, zwischen Wirklichkeit und Bild, die Kren in vielen Filmen durchspielte, wurde auch in der Videokunst der siebziger Jahre als Closed circuit installation zu einer dominierenden Technik.

Weibel, Peter: »Kurt Krens Kunst«, in: Scheugel, Hans (Hg.), Ex Underground – Kurt Kren und seine Filme, S. 51 – 91.