Kurzfilmprogramm
8 Kurzfilme Kanada 2018–2020, ca. 95 Min. , OmU; Ausgewählt von Jason Ryle, ImagineNative Festival
Das Programm „(Hi)stories We Tell“ präsentiert eine neue Auswahl von Filmen des imagineNative Festivals in Toronto, dem weltweit größten Festivals für indigene Filme. Die in Kanada produzierten Filme von Angehörigen verschiedener First Nations vermitteln indigene Perspektiven und Realitäten.
In den Filmen geht es um so unterschiedliche Themen wie die Inuk-Sprache, die 50 Namen für Schneearten kennt, animistische Vorstellungen für den Naturschutz, Rassismus, Diversität, traditionelle Tätowierer und die erste Wiederaufstellung eines Totempfahls
Names for Snow
Svon Rebecca Thomassie, Canada 2018, 6 mins, Inuktitut OmU
Um das Wissen an ihre kleine Tochter weitergeben will, reist die Inuk-Regisseurin in die Gegend von Kangirsuk und lernt von einem lokalen Begleiter rund 50 Namen für verschiedene Schneearten, die es in der Sprache Inuktitut gibt. Eine ermutigende Geschichte über kulturelle Nachhaltigkeit.
Lichen
von Lisa Jackson, Canada 2019, 12 min, OmU
Der in Makro-3D gedrehte Film taucht tief in die Welt der Flechten ein, eine Spezies, die die Wissenschaftler bis heute vor Rätsel stellt. Flechten sind uralt und vielfältig, sowohl als Individuum als auch als Gemeinschaft, und können in den extremsten Umgebungen leben.
Dieser meditative Film schlägt eine Brücke zwischen Wissenschaft und Philosophie, und die Worte des Flechtenforschers Trevor Goward beleuchten das Terrain auf poetische und zum Nachdenken anregende Weise.
Lisa Jackson ist eine Anishinaabe aus der Aamjiwnaang First Nation, hat einen BFA von der SFU, einen MFA von der York University (Diplomarbeitspreis) und ist Absolventin des Directors Lab des Canadian Film Centre, des TIFF Talent Lab und des TIFF Writers Studio sowie der IDFA Summer School.
„Lichen“ wurde im Rahmen des XL Outer Worlds IMAX-Auftragsprojekts erstellt und wurde auf dem Sundance Festival gezeigt.
The Fourfold
von Alisi Telengut, Canada 2020, 7 mins, mongolischOmU
Aufbauend auf animistischem Glaubensvorstelungen und schamanischen Ritualen in der Mongolei, erkundet der Animationsfilm die indigene Weltsicht und -weisheit. Angesichts moderner existentieller Krisen und der menschengemachten Umweltveränderungen plädiert er dafür, von indigenen Völkern zu lernen und die nichtmenschliche Materie wiederzugewinnen.
Alisi Telengut ist eine kanadische Künstlerin mit mongolischen Wurzeln. Alisi erstellt Animationen Bild für Bild unter der Kamera, wobei sie Malerei als Medium verwendet.
Êmîcêtôsêt: Many Bloodlines
von Theola Ross, Canada 2020, 11 min, Cree+engOmU
Eine Cree-Filmemacherin und ihre weißer Partnerin dokumentieren ihre Schwangerschaft und ihren Weg zur Elternschaft. Von der Suche nach einem indigenen Spender bis hin zu ihren Bedenken, ein Kind als queeres, gemischtrassiges Paar großzuziehen, gibt ihnen die Freude, ein gemeinsames Kind zu haben, den Mut, alle Hindernisse zu überwinden.
„Ich bin eine Two-Spirit, Queer Womxn aus der Pimichikamak Cree Nation im so genannten Northern Manitoba. Meine erste Sprache ist die Sprache meiner Vorfahren, und ich spreche und lehre Cree noch heute als meine Muttersprache. Ich bin frischgebackene Mama eines mutigen indigenen Geistes namens Kîwêtin, den ich zusammen mit meiner Partnerin Stefani in unserer kulturübergreifenden kleinen Familie großziehe.“ (Theola Ross)
Becoming Nakuset
von Victoria Anderson-Gardner, Canada 2020, 10 min, englOmU
Als kleines Kind wurde Nakuset von Behördenvertretern zwangsweise aus ihrem Elternhaus Manitoba ‚ausgehoben‘ und von einer jüdischen Familie in Montréal adoptiert. Der Film berichtet von ihren persönlichen Erlebnissen und zeigt welche Verstörungen eine erzwungene Assimilierung auslöst.
Victoria Anderson-Gardner ist eine preisgekrönte Ojibwe-Filmemacherin aus der Eagle Lake First Nation, Ontario.
Nakuset ist eine der Überlebenden des Sixties Scoop. Heute setzt sie sich als Geschäftsführerin des Native Women’s Shelter of Montreal für indigene Frauen und Mädchen ein. Sixties Scoop bezeichnet die Zwangsverschleppung oder „Scooping (Aushebung)“ indigener Kinder aus ihren Familien und Gemeinschaften in Kanada. Die Kinder wurden in Pflegefamilien untergebracht oder adoptiert, in der Regel ohne die Zustimmung ihrer Familien.
This Ink Runs Deep
von Asia Youngman, Canada 2019, 16 min, engOmU
Überall in Kanada beleben indigene Künstler die traditionelle Tätowierung als Ausdruck von Protest und Stolz wieder. Während sie Kunstwerke auf ihre Gesichter und Körper zaubern, sprechen sie von der Verantwortung, ihre Kultur, Identität und Stämme zu repräsentieren.
Asia Youngman (Cree, Metis und Haudenosaunee) ist eine preisgekrönte Filmemacherin aus Vancouver, BC. Sie ist Absolventin der Vancouver Film School und hat außerdem einen Bachelor of Arts der University of Victoria.
Der Film reist quer durch Kanada, um zu erfahren, welche Rolle Tätowierungen einst in verschiedenen indigenen Kulturen spielten, wie sie verschwanden und warum sie wieder zum Leben erweckt werden. Er vermittelt wie indigene Tätowierkünstler die Kultur wiederbeleben und wie sie indigenen Völkern helfen, „sich selbst wieder zusammenzunähen“.
Freedom Road: YOUTH (Oshkaadiziig)
von Angelina McLeod, Canada 2019, 15 min, engOmU
Statt in eine weit entfernte High School zu gehen bleiben einige Jugendliche lieber, um beim Bau einer neuen Straße zu arbeiten. Der Stolz auf diese Arbeit ist spürbar, und sie bringen ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass sie für die Sicherheit der Älteren und die Chancen künftiger Generationen sorgen. Die „Freedom Road“ schließt Shoal Lake 40 erstmals an das kanadische Highway-Verkehrsnetz an.
Die Jugendlichen vom Shoal Lake 40 berichten, wie es ist, wenn sie gezwungen sind, von ihren eng verbundenen Familien und ihrer Gemeinde wegzuziehen, um die High School in Kenora, Ontario, zu besuchen. Die Schule der Gemeinde bietet nur Kurse bis zur 8. Klasse an, so dass es für junge Menschen, die ihre Ausbildung fortsetzen wollen, keine anderen Möglichkeiten gibt. Einige der jungen Männer können beim Bau der Straße mitarbeiten, eine seltene Gelegenheit, in der Gemeinde eine gute Arbeit zu finden.
Die Anishinaabe-Filmemacherin und Aktivistin wuchs in Shoal Lake 40 Reservat auf und studierte Native Studies an der University of Manitoba. Ihre Schwester verschwand eines Tages auf dem Weg zur Schule. Ihre Mutter ertrank nachdem ihr Kanu auf dem Weg zur Gemeinde kenterte.
Now is the Time
Christopher Auchter, Canada 2019, 16 mins, Englisch, Haida OmU
50 Jahre nachdem auf Haida Gwaii in British Columbia erstmals wieder ein Totempfahl errichtet wurde, begibt sich der Filmemacher auf eine Reise durch die Geschichte des Dorfes, die eine Wiedergeburt des Haida-Geistes einläutete.
Der erste neue Totempfahl auf Haida Gwaii in British Columbia seit fast einem Jahrhundert wurde im August 1969 von dem heute international bekannten Haida-Schnitzer Robert Davidson geschnitzt.
Christopher Auchter ist ein Haida-Animationsfilmmacher und Illustrator. Er wuchs an den Stränden und in den Wäldern des Haida-Gwaii-Archipels an der kanadischen Westküste auf. Sein Ziel ist es, Filme zu schaffen, die so fesselnd und unterhaltsam sind wie die vielen Menschen und Umgebungen, die ihn inspiriert haben, um einen echten Kontakt zwischen dem Volk der Haida und der globalen Community zu ermöglichen.
Maple Movies Tour – eine Veranstaltung des Bundesverbandes kommunale Filmarbeit e.V. Das Projekt ist Teil von Kanadas Kulturprogramm als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse und wird unterstützt von Telefilm Canada, dem Canada Council for the Arts, der Regierung von Kanada und der Botschaft von Kanada in Berlin.
Spieltermin: Mi. 27. April, 20:00 Uhr
Programm auf www.cinemayence.de: kurzfilmtag.html