Medienkunst als Selbstreflexion

Einführung

Medienkunst ist ein schillernder Begriff für eine Kunstsparte, die nicht eindeutig definiert ist. In der Regel wird darunter Kunst verstanden, deren Träger sogenannte neue Medien sind. Es gehört zur gängigen Praxis, dass Medienkunst neue und alte Medien und ihre Wirkungen reflektieren. Metamediale Aspekte sind daher vielen medienkünstlerischen Arbeiten immanent. In der Anfangszeit der Medienkunst ist es nicht immer das eigene Medium beziehungsweise das eigene Trägermedium, das reflektiert wird, sondern ein verwandtes oder anderes Medium. So reflektiert in der Anfangszeit Videokunst als Teilbereich der Medienkunst, die auf neuen elektromagnetischen Aufzeichnungsgeräten beruht, vor allem das Medium Fernsehen. Künstlerische Arbeiten auf den später entwickelten CD-ROMs inkorporieren andere Medien und befassen sich oft selbstreflexiv mit Phänomenen und Kernfragen der Neuen Medien wie etwa Interaktivität und Intermedialität. Bis in die 90er Jahre dominierten dabei Konzepte der Kritik und der Dekonstruktion. Eine der ersten großen Medienkunstausstellungen in Europa wurde von den Veranstaltern bezeichnenderweise „Talking Back to Media“ (Amsterdam 1985) genannt.

Im Folgenden werden einige wenige Beispiele für medienreflexive Arbeiten auf dem Gebiet der Medienkunst beschrieben.


Videokunst, Fernsehen, Popkultur

Bis in die späten 70er Jahre wurden Fernsehsendungen entweder live oder auf 16mm-Film produziert. Sobald mobile Videoaufzeichnungsgeräte auf den Markt kamen, wurden diese auch von Künstlern benutzt. Ihr Leitmedium war in der Anfangszeit das Fernsehen, mit dem sie sich sowohl innerhalb der Institution Fernsehen als auch von Außen kritisch auseinandersetzten. Sehr früh zeichneten sich zwei Tendenzen des künstlerischen Einsatzes der neuen Technik ab: die Einbeziehung der Wiedergabegeräte, also der Monitore, im Ausstellungskontext und die Videoaufzeichnung für die Produktion von Videokunst im Fernsehen.

Zu den Pionieren der Videokunst in Deutschland gehören Gerry Schum, Wolf Vostell und Nam June Paik. Vostell und Paik, die beide aus der Fluxus-Bewegung kamen, waren Vertreter der ersten Tendenz – sie arbeiteten vor allem mit Monitoren. Am Bekanntesten wurde die Arbeit >“TV Buddha“ von Nam June Paik.

Etwa zur gleichen Zeit gründete >David Hall am Maidstone College of Art (UK)  die erste Videokunstabteilung an einer europäischen Kunsthochschule. David Halls Interesse galt der Nutzung der Videotechnik für ein anderes, künstlerisches Fernsehen, wofür er in den 70er Jahren die BBC gewinnen konnte.

Ein Beispiel für eine andere Richtung ist die amerikanische Künstlerin >Dara Birnbaum, die Single-Channel-Videobänder produzierte, die sich mit den Programminhalten des Mainstream-Fernsehens und der Ideologie der Massen- und Popkultur auseinandersetzte

In der Medienkunst der zeitgenössischen Filmemachergeneration tritt ebenfalls die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen als Institution zugunsten einer Reflektion über die popkulturelle Rezeption der Medien (siehe hier als Beispiel die Arbeiten von >Bjørn Melhus) zurück.