Found-Footage-Film – Konstruktive Aneignung

Einführung – Konstruktive Aneignung

Standbild aus „The Memobook“ von Matthias Müller (Kathryn Grayson in Vincente Minellis The Ziegfeld Folies)

Aneignung (appropriation) ist die dritte und historisch jüngste Spielart des Found-Footage-Films. Wie bei der >Collage werden mit vorgefundenem Filmmaterial neue Bedeutungen geschaffen.

Die Bezeichnung „appropriation“ beruht auf dem in der >Einführung vorgestellten Modell von  William Wees. Er hat diese Kategorie abschätzig als dekorativ und oberflächlich beschrieben. Dies aber mit Blick auf die Kunstströmung ‚appropiation art‘ in Folge postmoderner Medientheorien.

Die Intention der im folgenden beschriebenen Filme ist jedoch nicht die Dekonstruktion von Bedeutung im verwendeten Material oder Herstellung von Simulacren, sondern die Konstruktion neuer Sinnzusammenhänge in einer zweiten filmischen Realität. Als herausragende Beispiele werden Filme von Peter Tscherkassky und Matthias Müller vorgestellt.


Die konstruktive Aneignung fremden Bildmaterials hat mit der Entwicklung digitaler Bildtechniken eine neue Bedeutung gewonnen. Die zeitgenössischen Möglichkeiten synthetischer Bildverarbeitung in digitalen Medien und die Rekontextualisierung in Hypermedien bauen auf den hier beschriebenen analogen Methoden der Aneignung und Rekonstruktion auf.

Anmerkung: Die selben handwerklichen, technischen oder ästhetischen Gestaltungsmittel können aber auch ein falsches oder verlogenes Bild der Wirklichkeit erzeugen. Falls dies bewusst geschieht handelt es sich um eine Fälschung oder um ein Fake.