Found-Footage-Film – Collage: Filme von Craig Baldwin

RocketKitKongoKit von Craig Baldwin

RocketKitKongoKit, Craig Baldwin, USA 1986, 16mm, f&sw, 30 Min.

Standbild aus ROCKETKITKONGOKIT © Craig Baldwin

RocketKitKongoKit ist eine bilderstürmerische, kaleidoskopische Tour de Force durch die Geschichte von Belgisch-Kongo (Zaire, heute: Demokratische Republik Kongo). Baldwin konstruiert mit Hilfe von Found Footage einen Zusammenhang zwischen den Plänen einer deutschen Rüstungsfirma, CIA-Aktivitäten und dem Komplott für eine pro-westliche Regierung. Dabei verwendet Baldwin Bilder aus Science-Fiction-Filmen, Industrie- und Werbefilmen, Lehrfilmen der 50er Jahre, alten ethnografischen Filmen, aber auch Tarzan-Filmen. Dieses zu einer filmischen Narration kombinierte Material wird im Off von einem „Schnellfeuerkommentar“ begleitet, dem man kaum folgen kann. Historischer Hintergrund dieses Films über Kolonialismus ist der Sturz Lumumba’s, der das Land in den sechziger Jahren in die Unabhängigkeit geführt hatte, und die amerikanische Unterstützung der pro-westlichen Regierung Mobutu, die den Amerikanern in Zaire die Durchführung eines NASA-Raketenprojekts erlaubte.

 In this case it was organized like a model kit: RocketKitKongoKit. Like the instructions of how to build a model, you glue pieces together exactly like a film. I was self conscious about movie making, like rocket building, or, for that matter, building a nation. All those ideas were there, the film tried to find a happy unity there with the content, at that point, when I did the research and I knew this certain story had to be told, we had a little bit about the history of the Congo, about Mobutu and the CIA, a little bit on the German rocket, the post-nazi careers of rocket makers. A little bit about the contemporary situation in Africa, the militarisation – as I see it – of the developing world.

Sargeant, Jack: No Text / No Truth / Jouissance and Revolution – An interview with Craig Baldwin, in: Senses of Cinema, March 2001

Im Unterscheid zu späteren Filmen von Craig Baldwin, ist der Plot von RocketKitKongoKit genau recherchiert, dennoch entzieht sich die Bildebene dem Anspruch dokumentarischer Wahrheit. »Es bleibt die Frage, was nun von dem, das wir da gesehen und gehört haben, stimmen mag. Schließlich hagelten die Informationen nur so auf uns nieder …« [Alf Bold, Oberhausen-Bericht 1988]. Insbesondere in Kombination mit dem Ton (Kommentar, O-Töne, elektronische und ethnografische Musik) entsteht bei der Rezeption des Films eine dritte Ebene voller selbst-reflexiver, kritischer Ironie.