Raum im surrealistischen Film: Maya Deren

Biofilmografie

Maya Deren wurde 1917 in der Nähe von Kiew unter dem Namen Eleonora Derenkowsky geboren. Ihre Familie emigrierte 1922 wegen anti-jüdischer Pogrome in die USA. Maya Deren studierte in Genf, New York und in Syracuse (NY) Sprachen, Journalismus und Literaturwissenschaft. In den 30er Jahren engagierte sie sich bis zu den Moskauer Schauprozessen in der trotzkistischen American Socialist Party. Sie arbeitete im Sekretariat der Katherine Dunham Dance Troupe, wo sie ihr Interesse am Tanz entwickelt. 1942 veröffentlichte sie einen Artikel über religiöse Besessenheit im Tanz auf Haiti, das zweite Interesse, das sie ihre Leben lang verfolgte. Im gleichen Jahr lernte sie den tschechischen Emigranten und Filmemacher Alexander Hackenschmied (alias Hammid) kennen. 1943 ändert sie ihren Vornamen in Maya, nach der indischen Hindu-Göttin der Illusion, und bezieht eine Wohnung in Greenwhich Village, NY. Dort trifft sie u.a. André Breton, Marcel Duchamp, Anaïs Nin und Oskar Fischinger.wurde 1917 in der Nähe von Kiew unter dem Namen Eleonora Derenkowsky geboren. Ihre Familie emigrierte 1922 wegen anti-jüdischer Pogrome in die USA. Maya Deren studierte in Genf, New York und in Syracuse (NY) Sprachen, Journalismus und Literaturwissenschaft. In den 30er Jahren engagierte sie sich bis zu den Moskauer Schauprozessen in der trotzkistischen American Socialist Party. Sie arbeitete im Sekretariat der Katherine Dunham Dance Troupe, wo sie ihr Interesse am Tanz entwickelt. 1942 veröffentlichte sie einen Artikel über religiöse Besessenheit im Tanz auf Haiti, das zweite Interesse, das sie ihre Leben lang verfolgte. Im gleichen Jahr lernte sie den tschechischen Emigranten und Filmemacher Alexander Hackenschmied (alias Hammid) kennen. 1943 ändert sie ihren Vornamen in Maya, nach der indischen Hindu-Göttin der Illusion, und bezieht eine Wohnung in Greenwhich Village, NY. Dort trifft sie u.a. André Breton, Marcel Duchamp, Anaïs Nin und Oskar Fischinger.

Deren kauft eine gebrauchte Bolex 16mm-Kamera und beginnt mit Hammid Filme zu drehen. Mit einem tragbaren 16mm-Projektor tourt sie mit diesen Filmen unter dem Programmtitel Three Abandoned Films durch Filmklubs und Theater. Die Filmvorstellungen verbindet sie mit Vorträgen und Diskussionen. 1946 veröffentlicht sie ihr filmtheoretisches Essay An Anagram of Ideas on Art, Form and Film. Weitere Essays, Vortragsreihen und Filmkurse folgen. 1947 erhält Deren als erste Frau beim Filmfestival in Cannes einen Grand Prix (für Meshes of the Afternoon). Im gleichen Jahr beginnt sie mit Unterstützung der Guggenheim Foundation ihre filmische Recherche in Haiti. Sie veröffentlicht mit Divine Horsemen das erste wissenschaftlich seriöse Buch über Voodoo. Unter dem gleichen Titel arbeitete sie an einem unvollendet bleibenden Film. Nach ihrer Rückkehr aus Haiti dreht sie noch zwei Filme. 1953 gründet Deren die Creative Film Foundation, ein Vorläufer der New York Filmmakers Co-op, zur Unterstützung unabhängiger Filmemacher. In dieser Zeit hat sie u.a. mit Amos Vogel, Willard Maas, Parker Tyler und Stan Brakhage Kontakt. 1961 stirbt sie im Alter von 44 Jahren an einer Gehirnblutung.

Am Anfang ihrer Karriere wurden Maya Derens Leistungen gerne von ihren (männlichen) Kollegen herabgesetzt oder zumindest nicht als eigenständige Leistungen anerkannt. Ihre ersten Filmen wurden wesentlich der Mithilfe ihres Partners Hackenschmied zugeordnet. Ihr Stil wurde als epigonenhaft bezeichnet (Bezug nehmend insbesondere auf Buñuel und Cocteau) und ihre Schriften wurden zur Zeit ihres Erscheinens ebenso wenig Ernst genommen wie ihr Interesse an haitischen Mythologien und Ritualen. Erst in den siebziger Jahren wurde Deren von einer feministisch orientierter Filmgeschichtsschreibung als bedeutende Avantgarde-Filmemacherin etabliert, deren Werk bis heute einen wesentlichen Einfluss auf das Kino ausübt. Höhepunkt der Wiederentdeckung und Neubewertung Maya Derens war die Herausgabe der dreibändigen Materialsammlung und Biografie „The Legend of Maya Deren“ durch das New York Anthology Film Archive im Jahr 1988.


Filmografie (nur vollendete Filme)
  • Meshes of the Afternoon, Realisation zusammen mit Alexander Hammid, Musik: Teiji Ito (1959), 16mm, sw, 13 Min, USA 1943
  • At Land, Kamera: Hella Heyman (alias Hamon alias Hammid), 16mm, sw, stumm, 15 Min, USA 1944
  • A Study in Choreography for the Camera, Kamera: Talley Beatty, 16mm, sw, stumm, 5 Min, USA 1945
  • Rituals in Transfigured Time, Kamera: Hella Heyman, Darsteller: Rita Christiani, Frank Westbrook, Anaïs Nin, Gore Vidal u.a, 16mm, sw, stumm, 14 Min, USA 1945-46
  • Meditation on Violence , Shao-lin-Performance: Chao-li Chi, 16mm, sw, 13 Min, USA 1948
  • The Very Eye of the Night, Metropolitan Opera Ballet School, Musik Teiji Ito, 16mm, 15 Min, USA 1952-55

Künstlerische und theoretische PositionManipulation von Zeit und Raum

Alle Filme Maya Derens demonstrieren ihre Vorstellung vom Wesen der Filmkunst. Der zentrale Gedanke in ihren filmischen wie theoretischen Arbeiten war die Vision eines Kinos, das sich von den traditionellen Vorstellungen von Zeit und Raum löst. Die Manipulation von Zeit und Raum war für Deren die wichtigste filmspezifische Kategorie. Deren: »Der Film stellt eine andere Ordnung des Raums zur Verfügung; er ist fähig eine andere Ordnung der Zeit zu schaffen« (Deren: Creative Use). Ein weiteres Merkmal der Filme Derens ist die Einbeziehung ihrer eigenen Person und dies oft in mehrfachen, selbstreflexiven Rollen. Deren demonstriert damit ihre Haltung, dass es unmöglich sei als Filmemacherin außenstehende Beobachterin zu bleiben. Die übergeordnete metamediale Botschaft ihrer Filme lautet, daß die Tätigkeit des Filmemachens nur schöpferisch ist, wenn sie eine eigene, subjektive filmische Realität schafft, die sich nicht an der äußeren Realität orientiert und diese nicht imitiert. Sie vertritt dabei den Standpunkt einer radikal subjektiven, künstlerischen Gestaltung.

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