Found-Footage-Film – Kompilationsfilm

Wirkung und Methode

Die große Wirkung des Films auf das Publikum, und letztlich der internationale Erfolg des Films, beruhen vor allem auf der provokativen Gegenüberstellung von verharmlosenden Informationsfilmen und Aufklärungsfilmen mit schockierenden Wochenschauaufnahmen von Atombombenexplosionen und deren Folgen. So stellt der Film etwa Bildern von stolzen Paraden amerikanischer Soldaten Bilder verbrannter japanischer Atombombenopfer gegenüber. Oder kombiniert Atombombenexplosionen und atomare Druckwellen mit Szenen aus Lehrfilmen über Zivilschutz, in denen gezeigt wird, wie einfach es ist sich vor der nuklearen Gefahr zu schützen.

Zu den bekanntesten Filmen, die in The Atomic Café verwendet wurden, gehört der Zivilschutzfilm Duck and Cover (Bert the Turtle classic produced by Archer Productions for the FDCA 1951), in dem die animierte Schildkröten-Figur Bert erklärt, wie man sich im Falle eines nuklearen Blitzes und Fallouts (angeblich) schützen könne.









Link zum Film „Duck and Cover“ aus The Prelinger Collection


Die Verwendung solcher Filme wurde den Machern in Teilen der zeitgenössischen Kritik auch vorgeworfen, sie hätten Archivmaterial mit dem Ziel verwendet Akteure lächerlich zu machen oder billige Gags zu produzieren. Auch wurde der mangelnde Informationsgehalt kritisiert: Als eine kunstvoll montierte Collage offiziellen Wahnsinns – ist es effektiv die schwarze Komödie einer auf den Kopf gestellten Nostalgie. Aber er (der Film) entlässt einem hungrig nach Information, man lernt nichts, außer wie dumm wir in diesen bösen unschuldigen Tagen waren« (Newsweek, 28.06.1982).

In anderen Passagen dient die Montage des Materials aber auch den ideologie-kritischen Aussagen der Autoren. Insofern entfernen sich die Autoren auf widersprüchliche und unentschiedene Weise von ihrem Cinéma-Verité-Konzept und dem damit verbundenen dokumentarischen Wahrheitsanspruch. In diesen Passagen haben die Bilder des Ausgangsmaterials nicht mehr den ihnen zugedachten Zeugencharakter. Insofern mit Hilfe der Filmmontage neue, andere Aussagen formuliert werden, die dem Ausgangsmaterial widersprechen, entfernen sich die Autoren zugleich vom Modell Kompilationsfilm und nähern sich der Form der >>Filmcollage.