Medienkunst (Video + TV) – Die Medienrealitäten von Bjørn Melhus


„Das Zauberglas“ von Bjørn Melhus

In Das Zauberglas zeigt Bjørn Melhus die Begegnung eines sich rasierenden Mannes mit seinem femininen Ebenbild auf einem Fernsehmonitor. Zu hören ist ein Dialog, der aus der deutschen Synchronfassung des amerikanischen Westerns Der gebrochene Pfeil (Broken Arrow, Delmer Daves, USA 1950) stammt. Der Dialog aus dem Film, der von der Ausrottung der Indianer erzählt, gehört zu einer Szene, in der ein Pfadfinder (James Stewart) beim Rasieren von einer Sioux-Indianerin (Debra Paget) entdeckt wird. Die, als naiv und rückschrittlich dargestellte, Sioux hat noch nie einen Mann gesehen, der sich rasiert und fragt deshalb: »Tut das nicht weh?«.  Auch der Spiegel mit dessen Hilfe sich der Pfadfinder rasiert, kommt ihr wie ein Wunder vor. »Ist das ein Zauberglas?«, fragt sie. Den kurzen Dialog, der nur aus wenigen Zeilen besteht, wiederholt Melhus ständig.  Er wird unterbrochen durch Bildstörungen des Fernsehmonitors, aus dem die Indianerin zu dem Mann spricht.

Zitat (34 Sek) aus „Das Zauberglas“ von Bjørn Melhus 1997
Vollständige Preview auf melhus.de (6 Min) oder Vimeo (nach Anmeldung)

Die Scheibe trennt das Paar. Das Medium erscheint als ein Zauberglas, das zwar die Kommunikation, wenn auch gebrochen, einerseits erst ermöglicht, aber dennoch nicht wirklich zulässt. Die Neugier der Frau und die Sehnsucht des Mannes können, trotz des Versprechens, das immanent mitschwingt,  nicht erfüllt werden.



Filmografische Angaben:
„Das Zauberglas“, Bjørn Melhus, Darsteller: Bjørn Melhus, Kamera: Oliver Becker, Bjørn Melhus, Ausstattung: Julia Neuenhausen, Bjørn Melhus, Beta-Video, 6 Min, D 1991
Internetseite von Bjørn Melhus: https://melhus.de/