Experimentalfilm und Filmavantgarde

Der Experimentalfilm und die Filmavantgarde verstehen sich als Korrektiv des konventionellen, herrschenden Kinos. Seit den Anfängen des Films bemühen sich FilmemacherInnen ihre kritische Haltung gegenüber dem Mainstream nicht nur in theoretischen Analysen zu darzustellen, sondern ganz praktisch filmisch in ihren Werken Ausdruck zu verleihen.

Im Mittelpunkt der avantgardistischen Kritik stand von Anfang an der narrative Handlungsfilm, dem nicht nur vorgeworfen wird kommerziell zu sein, sondern geradezu ein Hindernis für die Entfaltung des Films als eine eigenständige Kunst („Film als Kunst“) darzustellen. Auch wird angenommen, dass das Publikum vom narrativen Unterhaltungsfilm so geprägt wird, dass es den Film und das spezifische Filmische nicht mehr als Kunst anerkennen und erkennen kann.

Wegen ihrer medienanalytischen Qualitäten sind Experimental- und Avantgarde-Filme auch hervorragend geeignet Filmwissen und Medienkompetenz zu vermitteln.


Anmerkung

Landläufig werden sämtliche Filme, die nicht den Erwartungen an konventionelle Filmformen oder Gattungen entsprechen, ‚experimentell‘ bzw. ‚Experimentalfilm‘ genannt. Dies ist hier nicht gemeint. Vielmehr sind Filme gemeint, welche die materiellen und formalen Eigenschaften, die dem Medium spezifisch sind, erkunden und/oder diese ästhetisch-künstlerisch nutzen.

Der Begriff Avantgardefilm wiederum wird manchmal mit einer kunstgeschichtlichen Epoche der Avantgarde verbunden, die man als abgeschlossen bezeichnen könnte und von der Postmoderne abgelöst wurde. Insofern aber das Medium Film und das Bewegtbild sich ständig ändert, zum Beispiel technisch durch die Digitalisierung, ist die Erkundung der konstituierenden Eigenschaften des Mediums in ästhetischen Experimenten nie (historisch) abgeschlossen.